Neuronal gesehen sind die verschiedenen Innenpersonen bei einer DIS nur verschiedene Gehirnaktivitätsmuster mit einem dazugehörigen Identitätsgefühl. Mit diesem Hintergrund ist es nicht vermutlich nicht schwierig, sich vorzustellen, wie mehrere Innenpersonen gleichzeitig da sein können oder wie man ein Gefühl von „Matsch“, wie wir es immer nennen, haben kann, bei dem man nicht genau weiß, wer eigentlich da ist.
Wir hatten lange Zeit ein ziemlich gutes Gefühl dafür, wer da ist, die meiste Zeit über jedenfalls. Gerade, wenn wir müde sind, wissen wir es eigentlich konstant nicht, aber meistens sind wir zum Glück nicht müde.
Dann ist der Unfall passiert.
Wir dachten lange Zeit, wir wechseln weniger, wenn wir körperliche Probleme haben. Das würde auch Sinn machen. Erstens haben wir das schon von anderen Systemen teilweise gehört, zweitens macht es vermutlich gerade bei einer chronischen Erkrankung, die schon in der Kindheit da war, Sinn, dass es eine Innenperson gibt, die spezifisch dafür da ist, sich in solchen Situationen um den Körper zu kümmern. Es würde Sinn machen, wenn diese Person gleichzeitig der Host ist. Jedenfalls für unser Leben.
Neulich waren wir bei unserer Therapeutin (Therapiebeginn vermutlich Mitte August, wenn die Krankenkasse bis dahin bewilligt) und erzählten ihr dies. Sie fand es komisch, da die Schmerzen, die wir haben, ja eigentlich eine konstante Stressquelle sind und Stress eigentlich mehr Wechsel bedeuten sollte und nicht weniger.
Wir beobachteten dann auch, dass wir sehr spezifische Probleme öfter hatten, die wir zuletzt vor der Diagnose gehabt hatten, aufgrund des Gefühls, irgendeine Melanie-Rolle erfüllen zu müssen. Deshalb horchten wir in uns hinein und kamen zu dem Schluss, dass wir gerade eigentlich die meiste Zeit über keine Ahnung haben, wer da ist. Es gibt kein Identitätsgefühl. Es ist mehr ein "keine Ahnung, interessiert mich auch nicht". Ich glaube, es ist ein "es gibt gerade wichtigere Probleme". Auch bei der Therapie meinten wir schon, dass sich eine DIS-Therapie gerade sehr witzlos anfühlt, weil wir wichtigere Probleme haben. (Nur dass es an den Problemen ohnehin auch nichts ändern würde, wenn wir keine Traumatherapie hätten. Deshalb machen wir trotzdem eine.)
Das ist übrigens auch der Grund, warum seit ein paar Wochen unter den Posts nicht mehr steht, von wem sie geschrieben wurden. (Auch wenn man das ohnehin nur am Computer sehen kann, warum auch immer.) Wir wissen es eigentlich durchgehend nicht. Das Klarste, was wir in letzter Zeit so hatten, war ein "Skye, mit irgendeinem Kind oder Lana". Was auch nicht wirklich sehr präzise ist.
Für uns ist das nicht schlimm. Es ist einfach Normalität.
Es ist nur wichtig zu wissen, dass es existiert.
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