„Mir ist das wirklich wichtig, das nochmal zu sagen.“ Du blickst mir in die Augen. „Du bist unglaublich oft komplett dissoziiert, stundenlang. Wenn ich irgendetwas gewollt hätte, hätte ich Stunden gehabt, um alles mit dir zu machen. Aber ich hab dich einfach nur gehalten.“
Ich weiß, dass das nicht die Wahrheit ist. Ob du weißt, dass ich das weiß, weiß ich nicht. „Es sind trotzdem Sachen passiert, die ich nicht wollte.“
„Die ein Teil von dir nicht wollte.“
„Ich hab dir manchmal gesagt, dass ich was nicht will und du hast es trotzdem gemacht.“
Und du entschuldigst dich. Du nimmst mich in den Arm und entschuldigst dich, kein Aber, kein, dass es eben eine andere Innenperson war. „Ich weiß. Ich mache auch Fehler. Aber bei jeder einzelnen Sache habe ich mir immer gewünscht, ich hätte sie nicht gemacht.“
Ich flüster. „Ich werde wahrscheinlich nie wieder hier her fahren.“
„Du musst nicht wegen mir her fahren, ich bin in ganz Deutschland unterwegs.“
„Ich glaub nicht, dass wir uns nach [der Reha] nochmal sehen werden“, denke ich, sage ich im Endeffekt nicht.
Ein Abschluss.
Es tut weh. Es tut so weh. Du hast alles bestätigt, was ich dachte, hast dich entschuldigt, trotzdem Verantwortung von dir gewiesen; in jedem anderen Szenario wären wir sofort zu dir zurückgekommen. Jetzt sehe ich nur den Scherbenhaufen. Aber wenigstens bin ich dieses mal von dir weggegangen, wenigstens konnten wir dieses eine mal fast so reden, als wäre es wichtig gewesen, irgendwann. Als hätten wir tatsächlich eine Beziehung gehabt.
Ich glaub, ich werd dich immer vermissen. Der Schmerz geht nicht weg. Bei dir habe ich mich zum ersten mal geliebt gefühlt.
Aber du konntest mir in die Augen schauen und sagen, dass du mich nur gehalten hast und wir beide wissen genau, dass das nicht stimmt.
„Ich erinnere mich an nichts“, sage ich.
„Ich weiß“, entgegnest du.
Aber es stimmt nicht. Ich erinnere mich an den Tag, an dem unsere Dissoziationsbarrieren für einen kurzen Moment aufgebrochen sind, ich still da lag, vergewaltigt und angefangen habe zu weinen. Du hast aufgehört, weil die Innenpersonen, die du wolltest, nicht geweint haben. Aber ich werde nie vergessen, dass du Sex mit mir haben konntest, während ich mich selbst verletzt habe.
Und auch, wenn ich die Erinnerungen nicht habe, werde ich die Erzählungen von schallisolierten Räumen nicht vergessen, von dem Keller da, dem, was Glow erzählt hat. Ekel.
Werde nicht das Gefühl vergessen, dir zu gehören.
Ich ließ los, ein wenig,
verliebte mich erneut,
es war süß, ein' Moment lang,
hab das noch nie bereut.
Du nanntest mich nur „Träumer“,
sagtest doch, ich werde heil'n,
ich ließ los, was ich erträumt hat,
versprach dir, dass ich bleib.
In meinem Kopf fließen diese Wünsche weiter jeden Tag.
Dann, in der Nacht, sprech ich mit mir selbst, bleib so hellwach.
Du sagtest so oft „Lass all deine Ziele sein“,
widersprach nie, die Hoffnung in mir längst vorbei.
Wander alleine, hab mich wohl in dir verlor'n.
Hab mich selbst verlor'n.
Und jetzt, wo ich dich weiterzieh'n seh, ohne mich,
plötzlich einsam durch die Stadt lauf, die mir nichts gibt...
oh, zerbroch'ner Träumer, es ist Zeit,
geh, werde frei.
Geh und werde frei.
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