Es fühlt sich an, als würde ich aufgeben, stelle ich fest. Wie jedes mal in meinen Beziehungen. Wenn ich nicht alles versuche - und hier bin ich mir sogar sicher, dass es mit genug Zeit funktionieren würde -, dann kann ich etwas auch nicht beenden. Dabei geht es hier ja gar nicht um Aufgeben. Es geht eigentlich darum, dass ich nicht meine gesamte Zeit mit Erklärungen für Dinge verbringen will, die zehn Schritte vor allem sind, was ich jetzt gerade tun könnte. Und warum das alles so weit weg für mich ist. Und dass ich eigentlich gar nicht verstehe, was ich in erster Linie überhaupt erklären soll. Für mich ist es so klar. Für Psychologen scheinbar nicht. Dennoch weiß ich nicht, warum es so weit weg ist, dass und wie Missbrauch innerhalb von Psychotherapie sich hinsichtlich einer neuen therapeutischen Beziehung so sehr unterscheidet von Missbrauch durch die Eltern oder etwas Ähnlichem. Es geht einfach nicht in meinen Kopf, dass es nicht klar ist. Ich verstehe es nicht.
Deshalb klingt es so sinnvoll, einfach zu jemandem zu gehen, der das alles schon verstanden hat. Der nicht jede Entscheidung, die ich treffe, in Frage stellt, weil, vielleicht sehen andere Anteile das anders. Denn ja: vielleicht sehen andere Anteile das anders. (Als hätte ich das nicht bedacht.) Aber es funktioniert einfach nicht. Man kann nicht als Therapeut bei jemandem, dessen einzige langfristige Erfahrung mit Therapie jahrelanges Gaslighting ist, ständig sagen: "Aber vielleicht wäre eine andere Entscheidung besser." Ich kann noch so sehr wissen, dass das eigentlich gut gemeint ist, in einer Therapie sinnvoll ist, was auch immer. Deshalb habe ich ja gesagt, wir brauchen keine Therapie. Wir brauchen Schadensbegrenzung. Wir brauchen eine Erfahrung, in der unsere Wahrnehmung mehr wert ist, alles wert ist. Jede Entscheidung von uns und für uns und definitiv nicht von einem Therapeuten, der potentiell (in unserer Wahrnehmung) jeden Satz dafür benutzen könnte, uns hinreichend dahin zu manipulieren, dass wir es wieder nicht mehr merken, wenn uns unsere Wahrnehmung dann komplett abgesprochen wird.
Und ich verstehe nicht warum, wenn wir doch endlich erkannt haben, was wir brauchen, es dann doch wieder weggenommen wird. "Erfahrungsgemäß ist das nicht so."
Entschuldigung, aber erfahrungsgemäß ist jede Einschätzung dazu, was wir brauchen von einer außenstehenden Person, kompletter Müll. Selbst wenn wir selbst vielleicht nicht richtig liegen, liegen wir auf jeden Fall 100% richtiger als irgendetwas was irgendjemand anders jemals einschätzen könnte.
Bestimmt könnte man das erklären. Wieder und wieder. Bis es verstanden wurde. Wenn jemand sich tatsächlich Mühe gibt, zu verstehen, dann funktioniert das bestimmt auch. Aber es ist einfach einfacher an einen Ort zu gehen, an dem man sich nicht erst stundenlang erklären muss. Das muss ich vermutlich niemandem erklären. Es wäre natürlich etwas anderes, wenn man schon eine ernsthafte therapeutische Beziehung hätte, schon mehrere Monate bei jemandem gewesen wäre, dann sollte man sich vermutlich lieber mehrfach überlegen, ob man das wirklich wegwerfen möchte (insofern die Therapeutin flauschig ist), nur weil eine andere Therapeutin in fünf Vorgesprächen etwas erfahrener und verständnisvoller gewirkt hat. Aber wir hatten eben gerade erst zwei Sitzungen (regulärer Therapiestunden, davor natürlich Vorgespräche). Da kann man, ohne jedes Problem, wechseln. (Von der Krankenkasse abgesehen erstmal.) Das muss ich vermutlich niemandem erklären.
Außer mir.
Für mich ist das so schwierig. Ich kann Beziehungen nicht einfach beenden, wenn nichts schlimmes passiert ist. Was für eine Rechtfertigung habe ich denn? Dass ich keine brauche, verstehe ich nicht, fühle ich jedenfalls nicht. Deshalb schreibe ich jetzt auch so viel dazu. Um mich vor mir selbst (oder vielleicht auch vor anderen Innenpersonen, who knows) zu rechtfertigen.
ich komme gerade von Instagram und hab diese Posts zu Therapietrauma gelesen. Ich finde es absolut gerechtfertigt, zu wechseln. Mein Partnermensch hat auch DIS und KPTBS und zwar kein Trauma in der Therapie an sich erfahren, aber wurde in der letzten Therapie durch eine Therapeutin retraumatisiert, weil sie sich dort auch nie wirklich ganz verstanden gefühlt hat (u. a.). Jetzt kam sie gerade von ihrer neuen Therapeutin, wo sie sich von vornherein verstanden gefühlt hat. es geht ihr SO viel besser damit. Ich glaube ganz stark, dass dieses Gefühl von Sicherheit das allerwichtigste ist.
AntwortenLöschenegal was du entscheidest, ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft. Du schaffst das!
Dankeschön für deinen Kommentar! Im Prinzip wissen wir vermutlich auch eigentlich, dass es halt mega wichtig ist, dass man sich verstanden fühlt, selbst wenn ein Therapeut an sich nett ist (es gibt ja auch welche, die sich gar nicht erst Mühe geben, einen zu verstehen), aber da ist dann immer dieses Gefühl von "ich hab es bestimmt nur nicht gut genug erklärt". Eigentlich hatten wir mal beschlossen, nicht mehr auf dieses Gefühl zu hören, weil es in 98% der Fälle nicht stimmt, aber so einfach ist das halt gar nicht...
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