Momentan haben wir vier Termine pro Woche.
Zwei mal Physiotherapie für unser Knie, einmal Physiotherapie aufgrund von CF, dann noch irgendeiner der vielen, vielen Arzttermine, Psychologentermine, Amtstermine, von denen wir im Jahr im Durchschnitt bestimmt 26 haben. Man sollte meinen, drei Stunden pro Woche, das bekommen wir doch hin.
Andere Leute arbeiten mehr als das zehnfache.
Andere Leute wurden nicht fünfzig mal vergewaltigt.
(Oder auch fünf mal. Oder einmal. Andere Leute hatten flauschige Eltern. Andere Leute haben keinen Gendefekt. Andere Leute haben nicht durchgehend Schmerzen, keine Albträume, keine Flashbacks, keine Intrusionen.)
Es ist zu viel.
Wir haben eine Liste an Sachen, die wir jede Woche machen (Wohnung putzen, Wäsche waschen und so was), von der die Hälfte jetzt ruru macht, weil wir es nicht mehr hinbekommen. Wegen drei Stunden Terminen pro Woche.
Wir Dissoziieren beim Duschen, weil die Lautstärke des Wassers Reizüberflutung ist. Die Hälfte des Tages laufen wir mit Noise Cancelling Kopfhörern durch die Gegend, aber die vertragen leider kein Wasser. [Dieser Wohnblock ist zu laut. Es ist zu hell. In einer Großstadt wohnen ist ein Experiment, das wir nicht wiederholen werden, für kein ruru der Welt.]
Wir machen trotzdem weiter, weil alles andere schlimmer ist.
Vor neun Monaten sind wir eine Treppe runtergefallen und haben uns diverse Verletzungen zugezogen. Wir konnten ein halbes Jahr nicht (nur unter starken Schmerzen und mit Stützbandage) laufen.
Als wir im Februar wieder laufen konnten, war ich überglücklich. Dass unser Knie weiterhin durchgehend wehtat, war egal. Dass wir weiterhin wegen der Schmerzen nicht vernünftig schlafen konnten auch. Wir haben jeden Tag Sport gemacht (natürlich nicht viel, aber wir konnten uns wieder bewegen!).
Unser Arzt hat uns dann Physiotherapie verschrieben, weil wir es verlangt haben.
(Damit vielleicht endlich mal der Rest heilt.)
Daraufhin hatten wir die schlechteste Physiotherapie, die wir jemals hatten, die dazu geführt hat, dass unser linkes Knie auch noch kaputtgegangen ist, wegen Überbelastung. Jedes mal, wenn wir es belasten, fühlt es sich an, als würden wir Messer hineinrammen. (Die Sehnen sind komplett entzündet von der Überbelastung.)
Zur Diagnose (vom Arzt) meinte die Physiotherapeutin übrigens so: 'Das kann eigentlich nicht sein, Sie haben ja gar nichts gemacht.' (Also, außer so zwei mal Physiotherapie pro Woche mit Kniebeugen und was weiß ich nicht was nach über einem halben Jahr quasi kompletter Nicht-Belastung.)
Mittlerweile sind wir bei einer deutlich, deutlich besseren Physiotherapeutin.
(Eigentlich will ich das nicht mal 'besser' nennen, sie macht einfach nur ihren Job vernünftig, wie jede:r andere Physiotherapeut:in, die wir bisher kennenlernen durften, auch. Ich weiß nicht, wie die Physiotherapeutinnen, wo wir vorher waren, es geschafft hat, so unglaublich unfähig zu sein. Das sage ich nicht nur wegen der Fehleinschätzung davon, wie belastbar wir sind, sondern auch wegen diverser anderer Dinge, die da falsch gelaufen sind, die aber diesen Post sprengen würden.)
Na ja, jedenfalls wollen wir wieder laufen können. Momentan fahren wir sogar das eine Stockwerk zu unserer Wohnung mit dem Fahrstuhl, weil Treppenlaufen so sehr wehtut. Das ist momentan wichtiger als wie es uns psychisch geht.
(Unser linkes Knie wird seit der neuen Physiotherapie besser. Vermutlich können wir im Sommer wieder Spazierengehen.)
2022 werden wir auch auf Reha fahren. (Zumindest ist das der Plan, wenn es nicht klappt, wird es 2023.) Nachdem irgendjemand Blyth angeschrieben hat und ich ihn dann blockiert habe, damit er uns niemals, niemals wieder antworten können wird, hab ich das Gefühl, vielleicht können wir das. Vielleicht, ganz vielleicht können wir den wunderschönen Ort zurückbekommen, an dem wir zu oft vergewaltigt wurden. (Vielleicht auch nicht und dann fahren wir nach zwei Wochen nach Hause und das ist dann auch okay. Aber wir wollen es zumindest ausprobieren.)
Irgendwann im Sommer fangen wir den nächsten Versuch einer Psychotherapie an (momentan haben wir nur so einmal im Monat einen Termin). Das fand ich erst fast zu unwichtig, um es zu sagen, aber es fiel mir gerade noch so ein. Davon werden wir dann vermutlich auch mehr schreiben, wenn wir dann tatsächlich jede Woche Therapie haben.
Ich glaube, das ist momentan alles, was ich sagen wollte.
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