Wir hängen in einer Missbrauchs-Schleife fest.
Wir werden nicht missbraucht, aber wir ignorieren jede Woche unsere Bedürfnisse.
Seit Tag 1 der Ergotherapie, wo es hieß, dass wir keine Therapie machen und nicht über Trauma reden, aber dann komplett über unseren Extherapeuten ausgefragt wurden, ob wir ihn angezeigt haben, wie er heißt, was alles passiert ist, wusste ich, dass unsere Grenzen mit Füßen getreten werden. Es hieß zwar „Sie müssen nicht darüber reden, wenn Sie nicht wollen“, aber es hieß auch:
„Also möchte Ihre Therapeutin Arbeit abgeben“, als hätten wir selbst keine Entscheidungsfreiheit.
Es hieß auch: „Oh, so akut ist das noch.“
Als wäre Trauma jemals nicht akut.
Warum sind wir nicht sofort gegangen?
Ich habe in mir selbst gerechtfertigt, dass ich das schon ansprechen werde, dass das so nicht geht, dass man solche Fragen nicht an Tag 1 stellt, dass wir sehr wohl über Trauma reden und Therapie machen, denn an jedem Ort, den wir besuchen, an dem ein:e Therapeut:in irgendeine Art von Machtposition hat, findet Traumatherapie statt.
Es findet so viel Angst statt.
Blyth ist überall.
Wir können es nicht totschweigen.
Aber irgendwie hat die Überraschung darüber, dass es uns so doll belastet, alle Worte zerschlagen.
Als könnte man einfach von seinem TherapeutenErsatzvaterFreund-Waszurscheißeauchimmer vergewaltigt werden und vier Jahre später wäre es einfach vorbei.
„Wir reden nicht über Trauma.“
Wir reden nicht über Übergriffe.
Denn Übergriffe sind böse.
Und sie finden bestimmt nicht hier statt.
In diesem traumafreien Raum.
„Wir reden hier nicht über Trauma.“
Stattdessen werde ich gefragt, ganz beiläufig, ob Corona eigentlich belastend für mich ist, so als Risikogruppe. Normalste Frage der Welt. „Hey, wie fühlt es sich eigentlich so an, in Lebensgefahr zu sein?“
Aber Trauma? Das hat hier keinen Platz.
Dass ich am meisten Angst vor den Tests habe, habe ich gesagt. Ich habe, aus Traumagründen, ein so heftiges Problem mit Stäbchen in irgendwelchen Körperöffnungen. „Also, wir lassen uns hier ja regelmäßig testen in der Praxis. Ich kann Ihnen versichern, das ist überhaupt nicht schlimm und tut auch überhaupt nicht weh, zumindest die Schnelltests.“
Gaslighting.
Denn es ist schlimm.
Es ist Trauma.
(Das hier nicht existiert.)
So verdammt viel davon.
(Aber darüber reden wir nicht.)
Und es ist eine Lüge. Es tut weh. Wir haben einen Test gemacht, vor vier Wochen.
(Und davor, danach und am nächsten Tag auch noch geweint.)
Wir wurden angelogen.
Denn am Telefon habe ich gesagt, dass wir eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung und eine dissoziative Identitätsstörung haben und deshalb gerne Ergotherapie möchten.
In der Praxis arbeiten drei Personen mit DIS-spezifischen Fortbildungen.
Dass wir bei keinem davon gelandet sind, ist okay.
Aber: es wurde nie kommuniziert. Ich hab in der ersten Stunde nochmal die DIS erwähnt. Und in jeder Stunde danach. Und es wurde nie gesagt: „Um ehrlich zu sein, ich kenne mich damit nicht so gut aus.“
In jeder Stunde habe ich andere Innenpersonen erwähnt. Weil wir wir sind. Und nicht ich. Und das wichtig ist. Und es Alltag ist. Und nicht einmal wurde gefragt: „Was genau ist eigentlich gemeint mit 'Innenpersonen'?“
Also nahm ich an, es wäre klar. Auch wenn ich uns nie als System gesehen fühlte. Ich dachte, das liegt daran, dass ein Bewusstsein darüber existiert, dass das teilweise schwierig für Alltagspersonen sein kann. Und dann habe ich erwähnt, dass ich in meinem Kopf mit anderen Innenpersonen rede. Und es wurde gefragt, ob das eine Psychose ist.
Und ich versteh nicht, ich versteh wirklich nicht, warum ich nicht aufgestanden und gegangen bin. Denn niemand von uns ist eine Halluzination. Das weiß man, wenn man sich mal fünf Minuten lang damit beschäftigt hat, was eine DIS ist.
Wir haben Ergotherapie seit Anfang Oktober.
In zwei Monaten waren wir nicht fünf Minuten wert.
Vielleicht kann man sich darüber streiten, ob es eine Lüge ist, etwas nicht zu sagen. Oder davon auszugehen, dass es nicht wichtig ist. Oder generell einfach nicht klar zu kommunizieren. Bestimmt sogar.
Aber in jedem Fall ist es ein Vertrauensbruch.
Nicht zu verstehen und trotzdem nicht zu fragen, als Therapeut.
Weil man denkt, dass man Dinge weiß - das unterstelle ich -,
von denen man absolut keine Ahnung hat.
Es ist glasklar offensichtlich für mich, dass wir nicht gut behandelt werden.
Und ich komme nicht weg.
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