Auf diesem Blog geht es um Trauma, Traumafolgestörungen und unser Leben damit.
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Freitag, 9. September 2022

#112: Wenn das Abendlicht in genau dieser Farbe ist, dann ist ein Loch in der Luft, wo du standest.

Manchmal, ganz leise und dann plötzlich so laut, dass die Welt um meine Ohren zerspringt, vermisse ich dich. Die Welt hört auf sich zu drehen, einen Moment lang, in dem die Realität mit voller Wucht neben mir einschlägt: du wirst vermutlich nie wieder in meinem Leben sein.
Ich bin dir so lange hinterhergelaufen. Ich bin stehen geblieben und irgendwie steht ein Teil von mir immer noch an derselben Stelle. Selbst wenn ich so viel weiter in meinem Leben bin - immer noch drehe ich mich nach dir um. Und manchmal bist du da und ich zerbreche nicht mehr in Glücksmomente, von denen keiner mich je näher bei dir hat sein lassen, und manchmal bist du weg und ich zerfalle nicht mehr in tausend Stücke, weil es irgendwann, irgendwie, okay geworden ist. Nur ein kleines bisschen. Genug, dass ich deinen Namen erwähnen kann, beiläufig, ohne zu erwähnen, dass mein Leben vielleicht an irgendeinem Punkt mal ein kleines bisschen vollständiger gewesen ist. Nicht genug, um nicht zu merken, dass du dennoch fehlst.
Und hey. Wir sind andere Menschen. Und möglicherweise, sogar ganz bestimmt, würden unsere Leben mittlerweile überhaupt nicht mehr zusammen passen. Ich trage nicht mal mehr denselben Namen. Aber der Name, unter dem du uns kennengelernt hast, wird wahrscheinlich bald unser Ausweisname sein. Elf Jahre später.
So viel Zeit. Manchmal stehe ich immer noch auf diesem Parkplatz. Und hey,
ich wäre fast ans Meer gezogen. Jetzt ziehe ich nach Bayern. Und ich habe keine Ahnung, wo du bist, aber ich hoffe, irgendwo, wo du sein möchtest. Ich bin es auch.

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