Auf diesem Blog geht es um Trauma, Traumafolgestörungen und unser Leben damit.
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Mittwoch, 28. September 2022

#115: Milk Tea

[Original: Milk Tea von Dada.]

Es ist so lange her,
so viele Jahre vergang',
fast vergessen hatte ich;
jeder Gedanke so verschwommen daran.
An diesem einen Tag, da fing ich deinen Blick
und genauso schnell war ich
fortan nur verliebt in dich.

„Hallo, mein Name ist“, in der Schule, neben mir,
bis dann meine Lippen nachts
kaum noch ein and'res Wort formen, sodass
kein Augenblick mehr vergeht,
in dem sich nichts um dich dreht,
alles, was ich spüre, nur
flauschig, ungreifbar, voll von dir.

Jeden Tag sah ich dir nach,
immerzu, während du doch beschäftigt warst.
Mit dem Gong warst du bereits auf deinem Weg zu geh'n.
Sag, warum bliebst du an diesem Tag dann plötzlich vor mir steh'n?

Mit dir allein. Du streckst die Hand nach mir aus, nein -
„komm, nimm auch was“, sagst du, seh
in deiner Hand einen Milchtee.
Ein Schluck, so süß, etwas warm,
fast fühlt es sich danach an,
dass der Geschmack von Liebe mir
auf den Lippen verweilen wird.
Rot, Orange, die Farben, die
um uns herumwirbeln, als wir
fast die Stille bersten spür'n,
weil unser Herzschlag so laut wird.
Plötzlich mutig. „Wollen wir dann
nach Hause gehen, zusamm'?“
Als du lächelst, spüre ich:
noch nie war ich so glücklich.

Weißt du noch, jener Tag,
an dem Schnee um uns fiel, da
wo ich zum allerersten Mal
deine überraschend kalte Hand in meine nahm?
Dacht ich doch immer, dass
du so viel Wärme ausstrahlst. Ich
musst in diesem Augenblick
so sehr lachen über mich.

Ah. Du neben mir
ließ mir nichts als zu realisier'n,
dass ich will, dass du für immer mein Leben erfüllst.
Wir zusamm' war alles, was ich wollte;
erinner mich an

dein Lächeln, das dein' Wangen diese Grübchen gab,
die Art, wie du mit deinen Haar'n immerzu spieltest, wenn du nervös warst;
so sehr darin verliebt, du warst
alles, was für mich wichtig war.
Irgendwie konnt' ich damals nicht
anders als dich umarm', plötzlich.
Weißt du noch, auf jenem Berg,
jenes Feuerwerk unter den Stern';
uns're Lippen berührten sich,
war so egal, die Welt um mich.
Jede Blüte, die um uns fiel,
jenes Funkeln, das nur für uns schien,
uns're Herzen hell erleuchtet
im Glanz dieser Nacht für mich.

Ich schreck auf. Der Zug ist plötzlich am letzten Halt.
Nostalgie. Warum nur träum ich ausgerechnet jetzt davon? Ich steig
hinaus auf jenes Bahngleis, der Regen schlägt mir ins Gesicht;
alles hier ist anders und doch, fast bildlich erinnere ich mich

an dich allein. Ich blick mich um; hier wirst du nicht sein.
Und dennoch, als wär damals, geh
ich und kaufe mir einen Milchtee.
Ein Schluck, zu süß, salzig, warm,
sag, warum fühlt es sich an,
als würd ich etwas von mir
im Schneeregen lassen, hier?
Rot, wie meine Fingerspitzen frier'n,
ein Augenblick nur, in dem wir
uns in meiner Erinnerung seh'n,
als würdest du am and'ren Bahngleis steh'n.
An diesem Wintertag wünsche ich mir
nur ein Mal noch deine Wärme zu spür'n;
meine Arme sind so leer
ohne dich genau neben mir.

Nur ein Tag noch. Ich wünschte, du wärst
nicht nur in meiner Erinnerung hier,
denn sie verblasst und was ich spür
ist die Kälte, die bleiben wird.

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