Ich habe ein Problem. Ich binde mich zu schnell an Menschen, empfinde viel, zu viel zu viel, baue meine Welt auf Versprechungen, die ich mir selber gebe, als würde ich wissen, dass diese Person, genau diese Person, für immer bleibt. Ich hab dir die Welt versprochen und ein Leben mit mir, weil das alles war, was ich wollte, ein wenig aus den Augen verloren, dass es einen anderen Teil meines Lebens gibt, der mir auch wichtig ist, wollte Meer.
Und bin an den Klippen, die du zwischen uns gebaut hast, zerschellt.
Ich hab zu oft nicht auf meine eigenen Bedürfnisse geachtet, zu oft mit dir über deine Verletzungen telefoniert, wenn ich selbst verletzt war, zu sehr gegeben, was ich nicht konnte, bis irgendetwas in mir zerbrochen ist und ich am falschen Tag, an einem viel zu späten Zeitpunkt, dir meine Gefühle vor dein Leben geworfen habe.
Ja. Das waren alles Fehler.
Aber Missbrauch war es nicht.
Ich hab dich nicht emotional vergewaltigt. Ich hab dich nicht in eine Position gebracht, in der du nichts richtig machen konntest. Ich hab angesprochen, dass du mich wie einen Gegenstand behandelst und ich mehr verdiene als das. Dann habe ich gewartet, wieder Mensch sein zu dürfen und bin gegangen, als das weniger schnell eingetreten ist als sich mein Leben zerbrochen angefühlt hat.
Trotzdem denke ich darüber nach, ständig, jeden Tag. Ich kann mir psychologisch erklären, wie du dich so dermaßen verletzt fühlen kannst, ohne dass ich tatsächlich etwas so Gravierendes falsch gemacht habe. Trotzdem bleibt in mir das nagende Gefühl, dass ich doch vielleicht einfach wie Ray bin: ich hab niemanden missbraucht, ich bin flauschig, du alleine bist Täter.
Ich rede darüber, die ganze Zeit. Es verlässt meine Gedanken nicht. Ich rede mit ruru und er sagt, dass alles, was du sagst, nur mehr Manipulation ist. Ich rede mit anderen Menschen und jeder sagt mir, dass ich eine der flauschigsten Personen in deren Leben bin. Ich rede mit meiner Psychologin und sie spricht jeden Gedanken aus, den ich habe: dass du jemanden gesucht hast, der alles für dich aufgibt, bei dem du nichts falsch machen kannst. „Aber dafür sind Eltern da und kein Beziehungspartner.“
Ich rede darüber, die ganze Zeit. Es verlässt meine Gedanken nicht. Ich rede mit ruru und er sagt, dass alles, was du sagst, nur mehr Manipulation ist. Ich rede mit anderen Menschen und jeder sagt mir, dass ich eine der flauschigsten Personen in deren Leben bin. Ich rede mit meiner Psychologin und sie spricht jeden Gedanken aus, den ich habe: dass du jemanden gesucht hast, der alles für dich aufgibt, bei dem du nichts falsch machen kannst. „Aber dafür sind Eltern da und kein Beziehungspartner.“
Sie fragt mich nach deiner Version der Geschichte. Ich habe dich ausgenutzt, erst für deine sozialen Fähigkeiten, weil es mir schwer fiel, mich in eine Gruppe zu integrieren und du mir geholfen hast, dann für eine Beziehungspause mit ruru und dann, als du nicht mehr nützlich warst, weil du plötzlich eigene Probleme hattest, habe ich dich einfach weggeworfen.
Ich verstehe den Teil mit der Beziehungspause immer noch nicht. Ich hab die Beziehung beendet. Ich hab die Beziehung beendet, direkt im Juli, direkt nach der Reha, und es kann doch nicht sein, dass ich dir das nicht gesagt habe, wir haben jeden Tag stundenlang telefoniert, es kann doch nicht sein, dass ich dir nicht erzählt habe, das ich das Beste, was meinem Leben passiert ist, beendet habe. Ich dachte kurz, vielleicht habe ich „Kontaktpause“ gesagt und du hast mich falsch verstanden, aber es war keine Kontaktpause, wir haben telefoniert, wir haben geschrieben, ich hab dir davon erzählt - warum sollte ich das gesagt haben?
Sie sagt, der erste Teil hat einen Anteil an Wahrheit, weil man sich in Freundschaften grundsätzlich gegenseitig nutzt - nicht ausnutzt. Man nimmt und man gibt. Die letzten zwei Teile wären schlichtweg Lügen. Ich denke, vielleicht war der Teil mit der Beziehungspause ja ein Missverständnis. Aber wie soll ein Missverständnis darüber entstehen, dass ich mein komplettes Leben verändert und meine vierjährige Beziehung beendet habe? Wir haben doch sogar eine Zukunft geplant. Darin wäre ruru doch vorgekommen, wenn wir immer noch zusammen gewesen wären. Ich verstehe es einfach nicht.
Ich möchte dir antworten, immer wieder. Was ich alles nicht verstehe, was falsch ist, was du meinst, was ich gemacht habe, aber es bringt nichts, wir würden uns nur wieder und wieder im Kreis drehen.
Ich schlafe nicht mehr und ich glaube, ich werde krank, aber vielleicht ist das auch nur die Dissoziation, die mich einnimmt. Ich wollte heute morgen sterben und ich weiß nicht mal mehr wieso, oder dachte ich, wenn noch etwas bestimmtes passiert, will ich nicht mehr leben, oder ist das schon Tage oder Wochen her und ich musste nur daran denken? Es gab den Gedanken eine Tasche zu packen und in die Psychiatrie zu fahren, irgendwann, vielleicht bin ich einfach nur müde.
Du verstehst den Unterschied zwischen Verantwortung und etwas ausgelöst haben nicht. Meine Therapeutin sagt, das geht in beide Richtungen. Du verstehst nicht, dass du ausgelöst haben kannst, dass ich wieder Depressionen habe, ohne verantwortlich dafür zu sein, dass sie weggehen. Du verstehst auch nicht, wie ich der Auslöser dafür sein kann, dass du retraumatisiert bist, ohne verantwortlich dafür zu sein, deine Flashbacks aufzulösen.
Ich habe Depressionen. Das ist nicht dein Problem. Dein Problem ist, dass du Menschen wie Gegenstände behandeln kannst ohne es zu merken.
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