Auf diesem Blog geht es um Trauma, Traumafolgestörungen und unser Leben damit.
Bitte achtet auf eure Grenzen beim Lesen der Texte.

Mittwoch, 28. Dezember 2022

#129: from the embers

Ich will nicht diese Person sein, die schon wieder missbraucht wurde. Ich hab mir so viel eingeredet, dass es wieder anders wird, nach dem Krankenhaus, wenn wir nur reden, wenn ich nur zu dir fahre. Es war 2015 all over again. Ich will da nie wieder sein und gleichzeitig weiß ich doch selber, dass man sich wirklich aufgrund von Ausnahmesituationen so verhalten kann. Es hätte doch wirklich sein können, dass es besser wird, wenn -- aber dann war ich vier Wochen bei dir und hab mich kaputtgemacht für die Chance darauf.
Ich will jemand sein, der sagen kann: „Komm zurück, wenn du es wieder schaffst, mich wie einen Menschen zu behandeln.“
Wütend genug, dass ich es nie wieder kleinrede für dich.
Aber ich verstehe nicht, was für eine Art Mensch das ist.
Ich sehe sie nicht, die Grenze zwischen gemein und berechtigterweise wütend reagieren. Ich verstehe sie nicht. Jede nicht freundliche Reaktion von mir selber sehe ich als böse an, selbst wenn das nicht die Rückmeldung ist, die ich bekomme.

Ich denke so sehr, dass ich Menschen verstehe und sie überraschen mich, wenn sie nicht das Schlimmste von mir denken. Aber es war nur ein Zufall. Die Menschen hier sind einfach besonders nett. Es ist nicht, was meine Erfahrung sagt, es ist nicht, was meine Erfahrung sagt, es ist nicht, was meine Erfahrung sagt, und wütend reagieren bringt einen nie weiter, weil die Person, auf die man wütend ist, einen ohnehin nie ernstnehmen wird.
Aber vielleicht ist es ja wichtig für mich laut zu sein. Zumindest habe ich etwas gesagt, vielleicht denkt die Person darüber nach, auch wenn sie es mir niemals sagen wird, vielleicht hab ich mir auch einfach nur selbst gesagt, dass ich mich nicht wie einen Fußabtreter behandeln lasse.

Man kann Trauma als Waffe verwenden, manchmal. Manchmal kann man es im genau richtigen Moment in den Raum werfen, um zu sehen, wie sich jemand unglaublich schämt oder schuldig fühlt dafür, dass er sich gerade unflauschig verhalten hat.
Es ist mit Sicherheit nicht flauschig.
Manchmal eine Missbrauchstaktik.
Und ich versuche, herauszufinden, ob es jemals überhaupt angemessen ist. Und was 'angemessen' überhaupt ist.
Ob ich einfach zurückschlagen darf, wenn ich nur kann.
Und auf einen Moment hinarbeiten, an dem ich nicht mehr Angst habe davor.

Ich hab mich nie getraut, irgendetwas zu sagen. Jedenfalls nicht, solange ich nicht wusste, ob ich maximal sicher stand. Und irgendwann habe ich es ein klein wenig gelernt, nur ein winziges Bisschen, jemandem zu sagen, dass ich sein Verhalten nicht gut finde, dass ich ihn aufdringlich finde, dass ich nichts mit ihm zu tun haben möchte. Damals wurde mir gesagt, dass ich plötzlich so unflauschig geworden bin. Menschen sind gegangen. Und ich hab bis heute nicht daran geglaubt, wieder dieselbe KonfliktUmJedenPreisVerhindernde Person sein zu müssen.

Ich glaube auch jetzt nicht dran.
Aber ich bin trotzdem verloren.
Weil ich einfach nicht weiß wie Konflikte jemals gesund aussehen sollen. Und es auch nicht verstehe. Warum Menschen manchmal unflauschig sind, einfach so.
"Vielleicht hatten sie einen schlechten Tag", wird mir immer gesagt. Aber ich hatte ein schlechtes Leben und sogar als ich zu der Person, die meinen besten Freund bedroht hat, dass sie ihn umbringt, unflauschig war, hab ich mich schuldig gefühlt.
Eine richtige Erklärung ist es irgendwie nicht.

Montag, 19. Dezember 2022

#128: Why do I run back to you like I don't mind if you fuck up my life?

Ich vermisse dich, schon wieder. Ich weiß nicht mal genau warum, habe Juni noch so sehr vor Augen - wie du jedes meiner Probleme ignoriert hast, mich angelogen hast, alles, was du gesagt hast, manipulativ war. Ich frage mich, ob es jemals überhaupt anders war, vermutlich nicht, ich weiß noch, früher hast du mir auch oft nicht geantwortet, du hast keine Zeit, das weiß ich, vielleicht fiel es mir einfach erst jetzt auf, dass es immer dann ist. Warum dann? Was vermisse ich, was hast du mir gegeben, das mir immer noch fehlt?
Vielleicht irgendwie ein Zuhause, vielleicht irgendwie das Gefühl von Familie, was auch immer das ist, ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich es niemals haben werde. Ich kann nicht mal verstehen, dass es Eltern gibt, die angeblich ihre Kinder gut behandeln. Du hast mir das weggenommen. Ich war damals so neidisch auf Rin, wie du sie behandelt hast, aber ich kann nie wieder wissen, ob du sie nicht insgeheim auch nur missbrauchst.
Dass ich mir ernsthaft Adoptionsgesetze durchgelesen habe, wegen dir. Dass ich ernsthaft nie verstanden habe, auf wie vielen Ebenen es so falsch war, als du eine Beziehung mit mir angefangen hast. Ich glaube, ich werde das nie zusammenbringen.
Ich hab überlegt zu sterben, wegen dir, ich hab überlegt mich zu verkaufen wegen dir, ich hab überlegt und überlegt und ich finde nichts, das es jemals wert gewesen wäre bei dir zu sein, nur warum kann ich dann nicht gehen? Warum hält mich alleine die Gewissheit darüber wie übergriffig es eigentlich ist, immer wieder zu gehen und zurückzukommen und zu gehen und zurückzukommen und doch wieder zu gehen, fern von dir? Die Scham darüber, was ich dir überhaupt schreiben sollte, nachdem ich dich schon wieder blockiert habe. Denn entschuldigen kann ich mich nicht.
Es ist so absurd.
Warum zur Hölle will ich zurück zu dir, wenn ich mich nicht mal entschuldigen kann dafür, dass ich dir vorgeworfen habe, dass du mich missbraucht hast, weil ich so sehr weiß, dass es wahr ist?

ruru fährt nach Weihnachten zu seiner Familie und du bist da, wo ich bald hinziehe, und ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben auf diese Weise alleine, weil ich keine Familie hatte und dann hatte ich dich und du hast mich vergewaltigt und ich werde nie wieder irgendwo so sehr hingehören.

Freitag, 2. Dezember 2022

127

Ich musste heute an Oktober denken. Es ging mir da gut.
Na ja. Irgendwie auch nicht. Ich hatte Depressionen. Aber im Vergleich zu jetzt. Ich wollte nicht sterben. Ich wollte nicht die Welt anzünden. Ich wollte nicht
dich
brennen sehen.
Meine Paranoia sagt mir, dass du jedem erzählst, was ich „gemacht“ habe. Vielleicht nicht namentlich, aber sobald irgendjemand erfährt, dass wir mal zusammen waren, lebe ich in der Hölle. Die Realität ist, scheinbar, dass das nicht passiert, wurde mir gesagt. Die Realität ist auch, dass ich wünschte, ich könnte mich der Welt mitteilen,
was du gemacht hast,
was Blyth gemacht hat,
ich wünschte, es wäre mir egal,
jedes Mal, wenn ich Menschen sehe, die ihre Bedürfnisse erfüllen ohne den Rest der Welt mit einem Blick zu würdigen, wünschte ich, ich könnte nur ein wenig mehr so sein,
Menschen nur ein wenig mehr hassen,
ein bisschen weniger mich selber.
Ich habe das noch nie erlebt. Wenn ich in den Spiegel schaue, habe ich das Bedürfnis, mir die Augen auszukratzen, ein Messer in mich zu rammen, so abscheulich, abscheulich, abscheulich, ich hab dich angefasst, freiwillig, ich wurde nicht vergewaltigt,
schwanke zwischen Selbsthass, Selbsthass, Selbsthass, bis die Welt verstummt und ich nichts mehr finde außer Schreie,
ich hasse dich, „ich hasse ihn“, „ich will sein Leben zerstören“. Manchmal denke ich, ich könnte. Ich hab dich nicht „emotional vergewaltigt“, aber ich könnte.
Aber mein Leben ist schon kaputt und ich kann es nicht reparieren by dragging you down with me.